Hier kommt der im Rundbrief versprochene zweite Teil unserer Betriebsreportage Brönnhof. Nicht ganz alltäglich, was sich dort entwickelt hat.
In Betriebsnähe zum Lindenhof der Familie Ort befindet sich der ehemalige US Übungsplatz Brönnhof inmitten des Oberen Rhonetales. Seit 2016 wurden 746 ha Fläche als nationales Naturerbe aufgenommen und zählt seither zum Größten in Bayern. Dem Bundesforst obliegt die Bewirtschaftung. Schon in jungen Jahren hatte Herr Ort den Brönnhof kennengelernt. Er hatte bereits als Landwirt Kontakt und verschiedene Mäh und Mulchaufträge zur Zeit der militärischen Nutzung. Als dann die Zeit der Umstellung kam, wollte es der Zufall, dass Herr Ort auf Heinz Bley stieß, den Betreiber und Inhaber der Thüringeti. Hier wurde die Idee geboren, auf dem Brönnhof, in kleinerer Form wie in der Thüringeti mit Koniks und Rinder die extensive Beweidung zur Erhaltung und Entwicklung von Naturwäldern sowie der Pflege wertvoller, geschützter oder gefährdeter Offenlandökosysteme zu betreiben und sich auf die Ausschreibung zu bewerben. Es liefen aber bundesweite Ausschreibungen, mit super Konzepten und vielen Mitbewerbern. Alle Konzepte waren auf eine lange Laufzeit ausgerichtet, aber letztendlich gab es vorerst nur einen Jahresvertrag. Viele zogen zurück und den Zuschlag bekam dann letztlich Familie Ort, die ortskundig und nah waren. Die Befristung schreckte sie nicht. Es war wie eine innere Gewissheit, dass das Projekt läuft. So nahm das ganze seinen Lauf.
Bis die erste Koppel, auf dem teils sehr steinigen Boden, eingezäunt war, wuchsen den Herren fast graue Haare. Auch hier entdeckte Herr Ort auf der Agritechnica in letzter Minute eine Spezialramme, die mit Hilfe von Vibration und Hydraulik die Koppelpfosten in den Boden rammt. „Den geben wir nicht mehr her“, so Herr Ort. Seither sind 8 km Koppellänge mit rund 800 Zaunpfosten entstanden. Rinder und Pferde werden gemeinsam auf den Koppeln gehalten.
Warum Konik und Angus?
Das Konik Wildpferd stammt aus dem Mittel- und osteuropäischen Raum und ist sehr robust. Es gilt als willig, ruhig und genügsam. Es ist menschenfreundlich und selbst in freier Wildbahn nicht scheu. In zahlreichen Naturparks werden Konik zur extensiven Weidehaltung eingesetzt. So auch auf dem Brönnhof. Auch die Angusrinder sind mit Ihrem mittleren Rahmen sehr robust, geländegängig und sehr gut zur Erhaltung der Kulturlandschaft geeignet. Das Fleisch ist saftig und schmackhaft. Die Nachfrage nach artgerechter Haltung bei Nutztieren nimmt von Jahr zu Jahr zu. Mit der Übernahme des Brönnhof hat Familie Ort auch ihren landwirtschaftlichen Betrieb im Gründlandbereich auf BIO umgestellt, was die Vermarktung steigert. Bei den Bio-Lust-Tagen in der Region kommt diese Jahr das erste mal Ochse vom Brönnhof auf den Tisch.
Es ist ein kleines Paradies, das sich hier entwickelt. Neben der Betreuung der Kulturpflege ist Gerold Ort eingespannt in die Besuchertouren, die ihm als LKW Fahrer und Kooperationspartner mit Schlepper und Anhänger die Einfahrt erlauben. Er leistet Geschichts- und Bildungsarbeit. Er ist eingebunden in das Besucherleitsystem und steht Rede und Antwort bei Fragen.
Hört man Ihn so begeistert erzählen, merkt man, dass er noch viele Ideen hat und sein Leben überhaupt nicht fokussiert ist auf den Ist-Stand. Er blickt nach vorne und freut sich an dem Zuwachs an Möglichkeiten in seinem Leben. Zum Brönnhof, der ein öffentlicher Ort ist, anders als auf dem Lindenhof, sagt er für sich persönlich: „ Der Brönnhof ist mein Ausgleich. Wenn ich hier oben bin, kann ich entschleunigen und entspannen. Das gibt mir viel!“